FDP-Vorstoss für sanftere Verdichtung vom Parlament überwiesen

Ortspartei Adliswil

Der Bedarf nach zusätzlichem Wohnraum wird in Adliswil hoch bleiben. Die Frage ist, wie man darauf reagiert. Aus Sicht der FDP Adliswil ist nicht sinnvoll, weiterhin nur grosse Überbauungen zu realisieren. FDP-Gemeinderat Mario Senn forderte deshalb mit Kollegen der SVP und Freien Wähler einen sanfteren Weg: Die Ausnützungsziffern sollen im bereits überbauten Gebiet erhöht werden. Der Vorstoss wurde gegen den Widerstand der linken Parteien an den Stadtrat überwiesen.

Der Raum Zürich ist attraktiv. Das zeigt sich auch an der steigenden Wohnbevölkerung und gilt auch für Adliswil. Der Bedarf für Wohnraum nimmt zu bzw. hat zugenommen. Gleichzeitig können sich die Menschen mit zunehmendem Wohlstand auch immer mehr Wohnraum leisten. Beide Effekte führen zu einer erhöhten Nachfrage nach Wohnraum.

Die Frage ist, wie man dieser Nachfrage begegnet. Im Vordergrund stand bis anhin das stark verdichtete Bauen, vor allem mit grossen Überbauungen. Dieser Kurs war weitgehend unbestritten, wie sich zum Beispiel am einstimmig genehmigten Projekt Dietlimoos-Moos zeigt, das derzeit realisiert wird.

Vermehrt zeigt sich nun, dass diese Form der Entwicklung nicht unproblematisch und auch aus freisinniger Sicht nicht unbedingt erstrebenswert ist. Zum einen muss festgestellt werden, dass stark verdichtete Grossüberbauungen immer weniger den Bedürfnissen entsprechen – erst recht, seit die Corona-Krise dem Home-Office einen kräftigen Schub verlieh. Zum anderen sind die erheblichen finanziellen Folgen zu beachten. Der gleichzeitige Bezug von sehr vielen Wohnungen führt zu einem sofortigen Bedarf an zusätzlicher Infrastruktur. Gleichzeitig steigen aber auch die Ausgaben in der laufenden Rechnung, zum Beispiel in der Schule. Ein Blick in die Jahresrechnungen zeigt, dass die Steuererträge der Neuzuzüger die Kosten nicht zu decken vermögen.

Gleichzeitig ist auch zu beachten, dass die Skepsis in der Bevölkerung gegenüber Grossprojekten stark zugenommen hat. Neben ökologischen Bedenken bestehen auch Vorbehalte gegenüber einer zunehmenden Verstädterung von Adliswil.

FDP-Workshop thematisierte Stadtentwicklung

Anfang September 2020 führte die FDP Adliswil einen Workshop durch, in dessen Zentrum die bauliche Entwicklung der Stadt Adliswil stand. Die teilnehmenden Mitglieder zeigten sich überzeugt, dass die Nachfrage nach Wohnraum in Adliswil weiterhin hoch bleiben wird. Deutlich wurde jedoch Kritik an den grossen Überbauungen geäussert. Neben verschiedenen weiteren Vorschlägen wurde auch die Idee entwickelt, dass es gelingen muss, Adliswil sanft zu entwickeln.

Forderung: Ausnützungsziffern erhöhen

FDP-Gemeinderat Mario Senn entwickelte im Nachgang zum Workshop einen Vorstoss, mit welchem die Ausnützungsziffern in den Wohnzonen W2 und W3 (zwei- und dreistöckige Wohnzonen) erhöht werden sollen. Die entsprechenden Werte liegen gemäss Adliswiler Bau- und Zonenordnung (BZO) im Moment auf dem kantonalen Minimum.

Die Erhöhung der Ausnützungsziffern in diesen beiden Zonen ermöglicht zusätzlichen Wohnraum, allerdings mit einer Staffelung: Die einzelnen Eigentümer würden selber entscheiden, ob und wann sie von den neuen Möglichkeiten Gebrauch machen. Dies führt auch zu einer Staffelung des Infrastrukturbedarfs. Die Entwicklung wäre sehr viel sanfter und verträglicher. Ebenfalls aufgenommen wurde eine Forderung nach einer maximalen Begrenzung der Gebäudehöhe.

Die Motion wurde von Daniela Morf (SVP), Daniel Frei (Freie Wähler) sowie 13 weiteren Gemeinderäten mitunterzeichnet und am 9. Dezember 2020 eingereicht. In seiner Stellungnahme vom 9. März 2021 erklärte sich der Stadtrat bereit, den Vorstoss als Postulat entgegenzunehmen. Der Stadtrat zeigt auch auf, dass die Erhöhung der Ausnützungsziffern nicht flächendeckend überall vorgenommen werden kann.

Parlament unterstützt Forderung

Anlässlich der Ratssitzung vom 7. April 2021 lehnten SP und Grünen den Vorstoss ab. Diese beiden Parteien forderten im Wesentlichen ein „Weiter so“ und möchten Adliswil auch künftig stark verdichten. Die Kosten der Verdichtung sollen die Grundeigentümer mittels einer hohen Mehrwertabgabe tragen. In der Debatte wies Mario Senn einerseits darauf hin, dass diese Abgabe auf die Mieter abgewälzt werde, was sich schlecht mit der stets von Links erhobenen Forderung nach günstigem Wohnen vertrage. Andererseits zeige ja die Forderung nach einer möglichst hohen Mehrwertabschöpfung, dass das Modell Grossüberbauungen finanziell nicht nachhaltig sein könne. Schliesslich überwies der Grosse Gemeinderat das Postulat mit 23 zu zehn Stimmen bei zwei Enthaltungen an den Stadtrat. Für die Überweisung stimmten neben den FDP-Vertretern Gemeinderäte von SVP, Freien Wählern, EVP, CVP und GLP.